Schenkel in Gefahr

Es war ein sonniger Septembernachmittag.
Nur hin und wieder streifte ein lauer Windzug durch das Land und ließ die vom Sommer ausgetrockneten Gräser leise knistern. 
Whopper, der Frosch, hüpfte fröhlich am Ufer eines Sees bei Siuntio entlang.


Der Grüne war auf Kurzurlaub in Finnland und genoß die köstlichen, nach Wind und Wasser schmeckenden Insekten aus vollen Zügen. Gerade war er wieder hüpfend auf Beutefang - ein kleines Liedchen vor sich hinsummend.
Plötzlich vernahm er ein Geräusch - fast unmerklich - aber doch ganz in der Nähe.
Er hielt kurz inne und lauschte. Wo kam das nur her?
Im nächsten Moment schon fühlte er sich durch die Luft geschleudert und bewegungsunfähig.
Er saß gefangen in einem Netz.


Ein tiefes, schnarrendes Lachen war zu hören und Whopper blickte in das gegerbte, zahnlose Gesicht eines alten, hageren Trolls.
"Hach - was für einen Schatz haben wir denn da?", gluckste der Alte.
"Des Königs Leibspeise sind gebratene Froschschenkel. Du wirst ein gigantisches Mahl abgeben - Wenn ich dafür man nicht eine fette Belohnung erhalte."

Whopper wurde weiß im Gesicht - Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
Er hatte Angst. Unendliche Angst.
Schnellen Schrittes, seinen Fang fest im Griff, eilte der Troll den Weg am See entlang, geradewegs auf das große Schloss Suitia zu.
Whoppers gellenden Schreie und Hilferufe waren über alle Wege und Felder zu hören und schließlich hallten sie aus den alten Schlossgemäuern über das ganze Land.
 


  
Der König wurde aufmerksam und ließ sich den Schreihals bringen.


Bei seinem Anblick lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
Er stellte sich die Schenkel bereits vor...knusprig gebraten mit Knoblauchbutter und frischem, warmen Brot.
Whopper jedoch flehte in einer Tour um sein Leben - er brüllte was von Konsulat und deutscher Kanzlerin - von Bildzeitung und Shitstorm.
Die Ohren des Königs schmerzten - er wollte den grünen so schnell wie möglich loswerden und machte ihm ein Angebot:
"Ok, Frosch'n. Ich gebe dir eine Chance. Du kochst mir ein Mahl, welches leckerer ist, als deine saftigen Schenkel und du bist frei.
Du hast eine Stunde Zeit."
Whopper wankte zitternd in die Küche.

Er war ein Frosch.
Er war grün.
Er konnte auf einem Seerosenblatt sitzen und eine Fliege fangen.
Er konnte nicht kochen.
Er schaute auf seine Schenkel.
Er hatte nur die eine winzige Chance.
Er musste kochen.

Die Vorräte gaben nicht allzu viel her.
Ein frischer, rosiger Lachs lag dort gekühlt...es gab einen Topf mit frischen Nudeln, ein Kännchen mit Sahne fand er und Knollen von Knoblauch und Zwiebeln lagen in einer Schale.
Und was war das grüne dort? Brokkoli! Perfekt. Grün ist die Hoffnung - das musste sein.
Whopper schnippelte und kochte, er brutzelte und schmeckte ab.



Gerade wollte er sein Werk auf einem Teller anrichten, da stieß er mit dem linken Hinterlauf gegen eine geöffnete Wodka-Flasche.
Der Inhalt ergoss sich gurgelnd in die köchelnde Soße.
Nein, das durfte nicht sein! Ein Blick auf die große Uhr verriet ihm, die Stunde war vorbei - er konnte die Sauce nicht noch einmal kochen.
Es musste jetzt alles so bleiben, wie es war.
Und da wurde auch schon mit großem Gepolter die schwere Küchentür aufgestoßen und der König stürmte mit gezücktem Besteck in den Raum.
"Frosch'n - deine Zeit ist um - her mit dem Essen!"
Kaum ausgesprochen fuhr er mit seiner Gabel in die Nudeln und stopfte sich schmatzend eine gewaltige Portion in seinen Mund.
Whopper hielt den Atem an.
Plötzlich war es ganz still in der Küche - nur der Herzschlag des Frosches und das leise "Pling" von seinen Schweißperlen, die auf den Boden fielen, war zu hören.
 

Des Königs Gesicht wurde erst weiß - dann rot. Er schnappte nach Luft und starrte mit großen, ungläubigen Augen auf den Teller.
"Frosch'n - das ist köstlich. Deine Schenkel gehören dir. Mach dich auf den Weg - aber lass vorher das Rezept hier!"





 Whopper konnte sein Glück kaum fassen - er kritzelte in rasender Geschwindigkeit die Zutaten auf einen Zettel - vergaß auch die Portion Wodka nicht - und sah zu das er von dannen hüpfte, so schnell seine Schenkel es ermöglichten.

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